Partnerstädte
15 Jahre Verschwisterung mit Rignano sull’Arno
Mit insgesamt 26 Teilnehmenden im Alter zwischen 9 Monaten und 76 Jahren besuchten wir vom 15. bis 18. Mai unsere Partnergemeinde in der Nähe von Florenz. Dieses Jahr feiern wir das 15-jährige Bestehen unserer Verschwisterung mit dem Ort Rignano sull’Arno. Der italienische Bürgermeister und offizielle Gemeindevertreter haben in den letzten zwei Jahren stets unseren Kürbismarkt besucht. Nun war es an der Zeit für einen Besuch in Italien. Neben Mitgliedern des Gemeindevorstandes, der Gemeinde und des Verschwisterungskomitees war es schön, dass auch noch interessierte Bürger an der Delegationsfahrt teilnahmen.
Es war der erste Besuch von Bürgermeister Mark Pullmann in der italienischen Partnergemeinde, während seine Frau, die ihn mit den Kindern begleitete, bereits 2014 mit der Chorgemeinschaft in Rignano sull’Arno auftrat.
Wir wurden vor Ort herzlich aufgenommen und mit einem abwechslungsreichen Programm durch die Tage begleitet. Immer wieder schlug man uns noch weitere mögliche Programmpunkte vor oder nannte Vereine, die uns noch gerne ihre Arbeit vorstellen würden. Auch die Schulen, deren Schüler im März beim Schüleraustausch die Schule im Angelgarten und die Albert-Schweitzer-Schule besucht hatten, ließen es sich nicht nehmen, uns zu begrüßen, uns ein Lied zu singen, einen Film über den Aufenthalt zu zeigen und uns kleine selbstgemachte Geschenke zu überreichen. Es war wirklich rührend zu sehen und zu hören, wie gut es den Kindern bei uns in Groß-Zimmern gefallen hat. Eine Gegeneinladung an unsere Schulkinder wurde natürlich auch ausgesprochen.
Insgesamt waren wir nur zwei volle Tage vor Ort, da zwei Tage für die An- und Abreise benötigt wurden. In diesen zwei Tagen wurden wir offiziell im Rathaus begrüßt, nahmen am Festzug zur Eröffnung des Viehmarktes teil – einige sogar im Kostüm – und sahen auf dem traditionellen Viehmarkt viele Stände und Aktivitäten und führten tolle Gespräche beispielsweise auch mit Vereinsvertretern. Wir besichtigten die Funkzentrale und den Fahrzeugpark der VAB (freiwillige Feuerwehr gegen Waldbrand und für Katastrophenschutz) und wurden von den Vereinen La Formica und Cernobyl, die seit Jahren regelmäßig unseren Kürbismarkt mit einen Verkaufsstand bereichern, abends zum Essen eingeladen.
Wir sind sehr dankbar, dass wir dieses Jahr sehen und spüren konnten, dass sowohl Rignano sull’Arno als auch Groß-Zimmern die Verschwisterung weiter vertiefen möchten; durch Begegnungen zwischen Vereinen, neuen Austauschmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler sowie natürlich gegenseitige Delegationsbesuche. In diesem Jahr war deutlich spürbar, dass diese Städtepartnerschaft über das Offizielle hinausgeht. Sie ist zu einer echten, gelebten Freundschaft geworden. Dieses Erleben betonten auch beide Bürgermeister immer wieder in ihren Reden, nämlich die Städtepartnerschaft als Symbol bzw. gelebtes Modell für einen gemeinsamen europäischen Weg zu verstehen.
Am Samstagnachmittag ergab sich für einen Teil der Gruppe die Möglichkeit, auf dem Friedhof Badiuzza das Mahnmal der Familie Einstein zu besuchen. Hier wird an die Ermordung der weiblichen Familienmitglieder von Robert Einstein, einem Cousin Albert Einsteins, gedacht, die von deutschen Wehrmachtssoldaten in Rignano sull’Arno im Zweiten Weltkrieg ermordet wurden. Die Frau und die Kinder wurden aufgrund ihres Nachnamens Einstein am 3. August 1944 hingerichtet, um den berühmten Forscher Albert Einstein emotional zu treffen. Robert Einstein, der Ehemann und Vater der Ermordeten, nahm sich vor Kummer im darauffolgenden Jahr das Leben. Das Gedenken an die Opfer der NS-Gräueltaten ist heute wichtiger denn je. Die Ermordung der Frauen der Familie Einstein in Rignano sull’Arno mahnt uns, niemals zu vergessen, wohin Hass, Rassismus, Antisemitismus und Gleichgültigkeit führen können. Nur durch aufrichtiges Bedauern und verantwortungsbewusstes Erinnern bewahren wir unsere Menschlichkeit.
An einem Nachmittag besuchten wir auch das nahe gelegene Florenz, die Stadt der Renaissance und der Familie Medici. Nach einem kurzen Rundgang vorbei an baulichen Highlights und Monumenten gab es noch die Möglichkeit, in der Sonne einen Cappuccino zu trinken oder Mitbringsel zu kaufen.
Am Sonntag begaben wir uns mit vielen neuen Eindrücken und Erinnerungen auf die Heimreise.
Die Vereine und Lehrerinnen aus Rignano sull‘Arno beabsichtigen, uns im Oktober anlässlich des Kürbismarktes zu besuchen. Die Gemeindevertreter planen im nächsten Jahr am Festwochenende der 750-Jahr-Feier teilzunehmen.
Bericht: Sandra Bruckmann
Foto: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus an der Gedenkstätte der Familie Einstein in Rignano sull‘Arno
